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Der Schaber des Lysipp

Eine Athletenstatue als Symbol männlicher Tugend

Sport – eine Männerdomäne im antiken Griechenland

Der Trainingsplatz (Palästra) in Olympia
Im antiken Griechenland spielte der Sport eine zentrale Rolle im Leben eines Mannes. Muskulöse Körper und gutes Aussehen waren das erstrebte Lebensideal. Auf den Sportplätzen trainierten Knaben und Männer Ringen, Laufen, Speerwurf und andere Disziplinen. Besonders talentierte Sportler wurden gefördert und zu den grossen gesamtgriechischen Wettkämpfen geschickt, wie sie z. B. in Olympia stattfanden.

Die Körperpflege

Vor dem Sport – den die Griechen nackt betrieben – massierten sie Olivenöl in ihre Körper zur Muskellockerung und als Schutz vor Sonne und Austrocknung. Nach dem Sport entfernten sie das mit Schweiss und Staub vermischte Öl mit einem löffelähnlichen gebogenen Schabeisen, der Strigilis. Nach der Reinigung wuschen sich die Athleten mit Wasser und rieben sich erneut – nun aber mit duftendem Öl – ein.

Der Schaber des Lysipp

«Er (Lysipp) schuf, ausserordentlich fruchtbar in seiner Kunst, (…), die meisten Statuen von allen, darunter einen sich Abschabenden (…)»
Plinius, Naturkunde 34, 62
Der Marmortorso ist einer der wenigen überlieferten römischen Kopien des lysippischen Schabers und war als Leihgabe bis im Jahr 2016 im Antikenmuseum Basel ausgestellt. 
Den sog. Schaber (griech. apoxyomenos) hat Lysipp, der Hofbildhauer Alexanders des Grossen, um 320 v. Chr. geschaffen. Die Statue ist jedoch nur durch römische Kopien überliefert. Sie zeigt einen Athleten bei der Reinigung seines durchtrainierten Körpers mit der Strigilis. Wahrscheinlich gibt der Schaber keinen realen Mann wieder, sondern ein Idealbild des schönen und guten Mannes, nach dem jeder Grieche strebte. 

Kalos kai agathos –
Schön und gut

Zwei junge Athleten reinigen nach dem Sport ihre Körper auf dem Sportplatz. Über ihren Köpfen verehrt die Inschrift «Euaion, Sohn des Aischylos ist schön» wohl einen der beiden, der in Athen ein Vorzeigemann gewesen sein wird.

 Weinkanne aus Athen, um 450 v. Chr., Antikenmuseum Basel, BS 485

 

«(…) da erwuchs aus der Liebe zum Schönen
alles Gute für Götter und Menschen.»
Platon, Symposion 197 St. 3a, C 
Fit zu sein und einen durchtrainierten Körper zu haben, verbanden die Griechen mit dem Streben nach einem gesunden und leistungsfähigen Geist. Nur wer körperlich schön (griech. kalos) ist, kann auch geistig gut (griech. agathos) sein und sich als moralisch vollkommener Mann fühlen. Geläufiger ist heute der Ausspruch des römischen Satirikers Juvenal, der die gleichen Werte vermittelt: «ein gesunder Geist in einem gesunden Körper» (lat. mens sana in corpore sano).

Technische Daten

Original

Datierung: römische Marmorkopie einer Bronzestatue des Lysipp um 320 v. Chr.
Material: Marmor
Fundort: Rom, Trastevere (1849)
Standort: Rom, Vatikan
Höhe: 205 cm

Abguss

Hersteller: Effenberger, Form und Abbild, Dresden
Material: Gussmarmor

Literatur (Auswahl)
  • P. Moreno, Lisippo. L’arte e la fortuna, Ausstellungskatalog Rom (1995) 196–205
  • C. Maderna, in: P. Bol (Hg.), Die Geschichte der antiken Bildhauerkunst II (2004) 351–354 Abb. 319
  • S. Kansteiner, Text und Skulptur (2007) 98–100
Abbildungsnachweis


Abb. 1
Der Schaber des Lysipp, Gussmarmorabguss einer römischen Kopie nach der Bronzestatue des Lysipp um 320 v. Chr.
© Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig

Abb. 2 Die Palästra von Olympia
Atlantios auf Pixabay

Abb. 3 Strigilis aus Bronze, hellenistische Zeit
© Alamy Stock Photo

Abb. 4 Römischen Marmorkopie nach der Bronzestatue des Lysipp um 320 v. Chr.
© Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig

Abb. 5 Weinkanne aus Athen, um 450 v. Chr., Inv. BS 485
© Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig

Abb. 6 Der Schaber des Lysipp, Gussmarmorabguss einer römischen Kopie nach der Bronzestatue des Lysipp um 320 v. Chr.
© Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig

Platon, Symposion 197 St. 3a, C übersetzt von J. G. Schulthe